So geht es Sr. Martina heute

Nach ihrem Abschied aus Hochfeld lebt Sr. Martina nun im Mutterhaus des Ordens in Münster-Hiltrup tätig. Die WAZ hat mit ihr über ihre neue Aufgabe in der Ordensleitung gesprochen.


Nach Hochfeld-Abschied: So geht's Schwester Martina heute

Viele Jahr war Schwester Martina in Duisburg-Hochfeld im Einsatz. Nun lebt sie in Münster-Hiltrup. (WAZ-Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services)
Viele Jahr war Schwester Martina in Duisburg-Hochfeld im Einsatz. Nun lebt sie in Münster-Hiltrup. (WAZ-Foto: Stefan Arend / FUNKE Foto Services)

Vor ein paar Monaten gab es einen emotionalen Abschied von Schwester Martina Paul. Nun lebt sie im Orden in Hiltrup. Vermisst sie Hochfeld?

Von Fabienne Piepiora


Am 15. August begann für Schwester Martina Paul ein neuer Lebensabschnitt. Nach 25 Jahren wurde die Kommunität der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu im Juni in Duisburg-Hochfeld aufgelöst. Der Abschied war emotional. Rund 200 Wegbegleiter kamen, um Lebewohl zu sagen. Die Schwestern Monika, Stephani und Martina gehörten zu den guten Geistern Hochfelds – vom Sozialzentrum St. Peter waren sie es sowieso.

Schwester Stephani lebt weiterhin in Hochfeld. Monika und Martina wurden ins Haupthaus des Ordens nach Münster-Hiltrup gerufen. Schwester Martina Paul arbeitet dort nun als Rätin Vollzeit in der Ordensleitung mit und soll die Gemeinschaft für die Zukunft aufstellen. Das Durchschnittsalter ihrer Mitschwestern liegt bei 85 Jahren – da gehört sie, 67, zu den Jüngeren. Im Gespräch gibt sie Einblick in ihren neuen Tagesablauf; erzählt, wie sie sich eingelebt hat und ob sie Hochfeld vermisst.


Macht der neue Job Spaß?

Die Verantwortung für unsere Gemeinschaft hat mich nach Hiltrup geführt. Es geht um die Frage, wie es mit der kleiner werdenden Gemeinschaft weitergeht. Ich habe viele Sitzungen und merke, wie komplex Entscheidungen sind. Spaß ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber es macht Freude, etwas für die Zukunft mitzugestalten.


Früher haben sie zu dritt in einer Wohnung gelebt, nun leben sie mit rund 100 anderen Frauen zusammen. Wird‘s da manchmal zickig?

Das hat ja in allererster Linie mit einem selbst zu tun. Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück. Wenn man keine Tratsche ist, dann wird auch nicht getratscht – so erlebe ich das. Aber es ist schon etwas anderes, ob man zu dritt lebt oder in so einer großen Gruppe.


Wie früh müssen Sie nun aufstehen?

Der Wecker klingelt bei mir um 6 Uhr, dann beginnt für mich die Zeit der Stille. Danach gehe ich meistens ins Refektorium zum Frühstück. Um 7.40 Uhr, also nicht zu früh, treffen wir uns dann zur Laudes, dem Stundengebet der Kirche. Das dauert etwa 15 bis 20 Minuten, danach feiern wir die Messe.


Gibt es noch weitere Gebete, die den Tag strukturieren?

Abends um 18 Uhr ist ein weiteres Gebet, die Vesper. Dazwischen gehen wir unseren Aufgaben nach.


In Münster-Hiltrup ist die Welt bestimmt noch in Ordnung, oder?

Auf den ersten Blick scheint es vielleicht so, dass es hier nicht so viele soziale Probleme gibt, es etwas bürgerlicher ist. Und wenn, sind die nicht so offensichtlich. In den ersten Wochen habe ich mit dem Fahrrad die Umgebung erkundet. Etwa vier Kilometer von unserem Mutterhaus gibt es einen Stadtteil namens Berg Fidel. Auch das ist ein Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf, wie man so schön sagt. Als ich dort war, hatte ich sofort ein heimatliches Gefühl. Es war wie in Hochfeld. In der Gemeinde in Hiltrup arbeite ich im Flüchtlingsnetzwerk mit. Da habe ich Frauenhäuser, Flüchtlingsunterkünfte kennengelernt. Das, was man auf den ersten Blick mit dem bürgerlichen Hiltrup nicht verbindet.

Zu unserem Orden gehört auch das Welthaus, ein kleines Bildungshaus. Dort treffen sich unter anderem auch Flüchtlinge und Zugewanderte, Männer, Frauen und Kinder, und lernen Deutsch. Als ich dort war, habe ich mich direkt wohlgefühlt.


Fühlen Sie sich in Hiltrup, wenn Sie im Mutterhaus sind, mehr als Ordensschwester als in Hochfeld?

Nein, ich habe mich auch in Hochfeld immer als Ordensschwester gefühlt. Hochfeld hat meinen Blick geweitet, auch und gerade in Gesprächen mit Muslimen und Hindus – geweitet im Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen. Ich trage hier Hochfeld im Herzen immer bei mir. Die Begegnungen waren toll – und auch wenn man anfangs nicht die gleiche Sprache gesprochen hat, so hat man sich mit dem Herzen verstanden. Aber auch meine Mitschwestern hier in Hiltrup, die teilweise viele Jahre im Ausland gelebt und dort in Projekten gearbeitet haben, bringen ihre Erfahrungen und Sichtweisen ein. Die sind teilweise hochpolitisch, da können sich jüngere Leute noch eine Scheibe von abschneiden.


Verfolgen Sie noch, was in Hochfeld passiert?

Eher weniger. Anfangs brauchte ich mehr den Abstand, um mich auf das Neue einzustellen, und es fehlte auch die Zeit. Wir haben einen wunderschönen Abschied in Hochfeld gefeiert, und dann ging mein Blick nach vorn. Ich bin mir sicher, dass die Arbeit in Hochfeld und dem Sozialzentrum auch weiterhin von engagierten Menschen weiter geht.


Was wünschen Sie sich für das kommende Jahr?

Dass wir da, wo wir sind, engagiert Schritte auf dem Weg des Friedens gehen. Das kostet Mut, Kraft, politisches Engagement. Wenn wir uns da gemeinsam unterstützen und ermutigen, werden wir neue Wege finden.

(aus: waz.de, 27.12.23)

Im Welthaus hat sich Schwester Martina direkt wohlgefühlt. Beim Spiel „Wer bin ich“ lernen die jungen Flüchtlinge Deutsch. (WAZ-Foto: Schwester Monika)
Im Welthaus hat sich Schwester Martina direkt wohlgefühlt. Beim Spiel „Wer bin ich“ lernen die jungen Flüchtlinge Deutsch. (WAZ-Foto: Schwester Monika)
 Blick auf das Mutterhaus in Münster-Hiltrup. Schwester Martina soll helfen, die Gemeinschaft für die Zukunft aufzustellen. (WAZ-Foto: Leonhard Paul)
Blick auf das Mutterhaus in Münster-Hiltrup. Schwester Martina soll helfen, die Gemeinschaft für die Zukunft aufzustellen. (WAZ-Foto: Leonhard Paul)


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