Stephan Markgraf verlässt Jugendkirche Tabgha

Nach 7 Jahren wird Jugendseelsorger Stephan Markgraf am kommenden Sonntag in der Jugendkirche Tabgha verabschiedet. Die Leitung übernimmt Michele Przybyla; als Priester kommt ab Januar Maximilian Strozyk.


Jugendkirche Tabgha: Seelsorge zwischen Sofa und Theaterkulisse

Nach gut zwei Jahren am neuen Standort im Duisburger Dellviertel steht in der ältesten Jugendkirche des Bistums Essen ein personeller Wechsel an: Nach mehr als sieben Jahren verlässt Jugendseelsorger Stephan Markgraf das Team. Die Leitung übernimmt Michele Przybyla – und als Priester kommt ab Januar Maximilian Strozyk nach Tabgha.

Das bisherige Tabgha-Team im Café der Jugendkirche: Stephan Markgraf, Michele Przybyla und Marilena Dornik. (Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen)
Das bisherige Tabgha-Team im Café der Jugendkirche: Stephan Markgraf, Michele Przybyla und Marilena Dornik. (Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen)

An einem nasskalten November-Tag mitten in der Woche ist eine 150 Jahre alte Kirche nicht gerade ein Wohlfühl-Ort. Ganz anders in Tabgha, der Jugendkirche des Bistums Essen, die seit gut zwei Jahren in St. Joseph am Duisburger Dellplatz zuhause ist: Da legt man gern die Jacke ab und fläzt sich in ein gemütliches Sofa, während Kerzen auf dem Couchtisch leuchten. „Fußbodenheizung“, antwortet der Priester Stephan Markgraf mit einem Grinsen auf die Frage nach der angenehmen Raumtemperatur. Die gibt es nicht überall in dem denkmalgeschützten Gotteshaus. Aber zumindest im neuen Café, das mit dem Einzug der Jugendkirche eingerichtet wurde und mit Glaswänden vom Rest der Kirche abgetrennt ist, muss man nicht frieren. „In einem Kühlschrank fühlt sich niemand wohl“, sagt Jugendreferentin Michele Przybyla. Und wohlfühlen sollen sich die Gäste. Tabgha ist angekommen in Duisburg.

Nach 20 Jahren in Oberhausen ist „die älteste Jugendkirche der Welt“, so Markgraf, mitten in der Corona-Pandemie nach Duisburg gezogen und dort seit August 2021 fest beheimatet. Nun ist Zeit für neue Veränderungen: Mit einem Gottesdienst am Sonntag, 26. November, um 18 Uhr verabschiedet sich Markgraf nach mehr als sieben Jahren als Jugendseelsorger und Tabgha-Chef. Der 50-Jährige bleibt Duisburg erhalten und wechselt als Pastor in die südlichste Pfarrei der Stadt, nach St. Judas Thaddäus. Die Leitung des Jugendkirche-Teams übernimmt dann Michele Przybyla (31), die von der 23-jährigen Jugendreferentin Marilena Dornik unterstützt wird. Als Priester wechselt Maximilian Strozyk, bislang Seelsorger an der Sekundarschule in Essen-Stoppenberg, ab Januar mit einer halben Stelle ins Tabgha-Team. Mit der anderen Hälfte bleibt er Kurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg im Bistum Essen. Für Tabgha ist derweil eine zweite halbe Stelle im Seelsorge-Team noch ausgeschrieben.


„Tabgha ist Begegnung: Begegnung mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.“

Dass sich das Tabgha-Team mit Besuch gern im Café der Kirche trifft, hat nicht nur praktische Gründe – der Ort ist zentral für die Arbeit der Jugendkirche. „Junge Leute kommen nicht nur, um einen Gottesdienst zu feiern, die wollen sich begegnen“, sagt Przybyla. Also geht’s nach den Messen am Sonntagabend hinter der Glaswand weiter – mit eher unkonventionellen Arbeitszeiten für das Team. „Kolleginnen und Kollegen schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn wir erzählen, dass es hier sonntags gern mal bis 22 oder 23 Uhr geht“, berichtet Markgraf.

Doch auch das gehört zum Programm: „Tabgha ist Begegnung“, beschreibt der scheidende Seelsorger das Konzept der Jugendkirche: „Begegnung mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.“ Dabei findet die Begegnung mit Gott derzeit in einer Theaterkulisse statt: Die Truppe des KJG-Theaters, die seit 18 Jahren zu Tabgha gehört, ist aus Oberhausen mit nach Duisburg gekommen und spielt nun im November „Robin Hood“ in der Kirche. Doch was wie ein reines Kulturprogramm im Gotteshaus klingt, ist fester Teil der Jugendkirchen-Arbeit: Wenn sonntags Messe gefeiert wird, wird der mobile Klapp-Altar auf die Bühne getragen und – in diesem Jahr neu – ein passendes Bild auf der LED-Kulisse eingespielt, während die junge Gemeinde im Zuschauerraum Platz nimmt. Mit der räumlichen ergeben sich dann auch spannende inhaltliche Verbindungen, berichtet Markgraf: Als es für einen Gottesdienst um die Bibelstelle geht, in der Jesus über das Thema Steuern spricht, gibt’s zu Robin Hood ganz offensichtliche Anknüpfungspunkte – „und dann sprechen wir plötzlich über die sehr unterschiedlichen Bedeutungen von Geld für jede und jeden Einzelnen“.


Erlebnisausstellungen bringen Schulklassen in die Jugendkirche

Die Gottesdienste und das KJG-Theater sind nur zwei der verschiedenen Angebote in Tabgha. Highlights sind zudem die jährlichen Ausstellungen, bei denen das Team zwischen Ostern und den Sommerferien im Kirchenraum eine Erlebniswelt für Schülerinnen und Schüler aufbaut, in denen sich Jugendliche den ganz großen Fragen widmen können: Vergangenes Jahr ging’s um Glück, dieses Jahr stand mit „LEBLOS“ das Thema Tod, Auferstehung und Leben nach dem Tod auf der Agenda. Das Besondere: Die Jugendlichen kommen als Schulklasse, gehen aber ohne ihre Lehrerinnen und Lehrer durch die Ausstellung. So entstünden besonders ehrliche und offene Gespräche, ist Przybylas Eindruck. 400 bis 500 Jugendliche zählt das Tabgha-Team pro Ausstellung. „Da erreichen wir Leute, die wir sonst nicht erreichen“, sagt Markgraf. Und wenn dann ein 16-Jähriger kaugummikauend mit Cappy auf dem Kopf im Sofa des Kirchencafés sitzt und sagt: „War gar nicht so scheiße wie erwartet“ ist das für das Tabgha-Team ein Kompliment. „Der kommt wahrscheinlich nicht zum nächsten Gottesdienst, aber er hatte eine gute Erfahrung mit uns als Kirche“, sagt Przybyla.

Für das nächste Jahr mit neuer Besetzung haben Przybyla und Dornik schon ein paar Ideen im Kopf. „Wir wollen hier weiter Ankommen, Kontakte knüpfen – und dann Mitspielen“, formuliert die künftige Tabgha-Chefin die Perspektiven im kulturaffinen Dell-Viertel mit einem Kino gegenüber und viel Ausgeh-Gastronomie links und rechts. „Tabgha hat hier ein wahnsinniges Potenzial.“ Und was nimmt Markgraf mit in die Kirchen von St. Judas Thaddäus? „Ich möchte auch dort gern Gottesdienste feiern, bei denen die Menschen in Berührung kommen“, sagt er, „auf Augenhöhe, so dass eine Gemeinschaft entsteht“. Als Priester habe er im Gottesdienst „nur eine Rolle unter vielen“. Und wenn er in dieser Priester-Rolle in Tabgha am Klapp-Altar stehe, ob in der Theater-Kulisse oder im großen Stuhl-Oval mitten im Kirchenschiff, in einem Gottesdienst mit Jugendlichen, die frei und authentisch über ihren Glauben sprechen, und mit seinen Team-Kolleginnen, die in dieser Messe relevante Aufgaben übernehmen, „dann denke ich manchmal: Toll, du feierst hier genau so Gottesdienst, wie du dir das als Jugendlicher selbst immer vorgestellt hast.“

Tabgha: Ein ungewöhnlicher Name und 23 Jahre Geschichte

Tabgha ist der Ort am See Genezareth, an dem Jesus nach der biblischen Erzählung mit fünf Broten und zwei Fischen eine große Menschenmenge gespeist hat. Er wurde als Name für die erste Jugendkirche des Bistums Essen gewählt, die am 2. Advent 2000 in der Kirche Christus König in Oberhausen-Buschhausen eröffnet wurde. Sie gilt als eine der ersten, rein auf die Arbeit mit Jugendlichen fokussierten katholischen Kirchen bundesweit, für die es auch international kaum vergleichbare Vorbilder gab.

St. Joseph - Jugend- und Gemeindekirche

Tabgha teilt sich die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeweihte Kirche St. Joseph mit der Gemeinde der Pfarrei Liebfrauen. Die Gemeinde feiert ihre Messen sonntags um 9.45 Uhr und freitags um 11.45 Uhr in der Regel im Chorraum der Kirche vor dem eindrucksvollen Fenster. Tabgha lädt an jedem Sonntag um 18 Uhr zur Jugendmesse – an jedem 1. Sonntag im Monat allerdings in digitaler Form (Anmeldung und weitere Infos auf www.tabgha.ruhr). Da beteiligen sich dann oft auch Tabgha-Fans, die längst nicht mehr im Ruhrgebiet wohnen.

(Quelle: bistum-essen.de, 16.11.23)


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