Mit Verzögerung gab es im Duisburger Dellviertel den ersten Präsenzgottesdienst der Jugendkirche Tagbha. In St. Josef soll sich noch einiges tun. Ein Bericht der WAZ.
Das möchte die Jugendkirche Tabgha in Duisburg erreichen
Mit Verzögerung gab es im Duisburger Dellviertel den ersten Präsenzgottesdienst der Jugendkirche Tagbha. In St. Josef soll sich noch einiges tun.
Von Sabine Merkel-Rahm
Schon seit Aschermittwoch ist die katholische Jugendkirche Tabgha in St. Josef am Dellplatz angekommen, aber richtig sichtbar wurden sie erst jetzt mit ihrem ersten Präsenzgottesdienst. „Es geht
hier heute um das Fühlen, Sehen, Erfahren, vielleicht weniger Reden“, sagt Jugendpastor Stephan Markgraf zur Begrüßung der 122 vorangemeldeten Besucher.
Die Jugendkirche richtet sich an Menschen zwischen 16 und 30 Jahren. Tabgha gibt es schon seit 20 Jahren. In der frisch umgebauten Stadtkirche sitzen beim ersten Gottesdienst mehr junge Erwachsene als Jugendliche. Viele sind über ihr Engagement bei Tabgha erwachsen geworden, haben geheiratet und bringen jetzt ihre kleinen Kinder mit in den Gottesdienst. „Wir haben hier schon viel Staub aufgewirbelt“, gibt Markgraf zu.
Jugendkirche will in Duisburg „noch mehr Staub aufwirbeln“
Er meint den Umbau mit der großen Lichtanlage, dem Café im Seitenschiff und der noch nicht umgesetzten Kletteranlage im Turm. „Und wir werden hier noch mehr Staub aufwirbeln“, fährt er fort und diesmal meint er nicht den Umbau. „Die Jugendkirche“ steht auf leuchtende, weithin sichtbare Symbole. Da werden schon mal zum Erleben der eigenen Wirksamkeit drei Tonnen Erde in die Kirche geschaufelt und auch wieder raus. Erlebnisausstellung heißt so ein jährlicher kreativer Kraftakt mit Bezug zum Glauben. Da wurde früher die Oberhausener Jugendkirche schon mal in einen Escape-Room verwandelt. Beziehungsweise in das Innere eines Wals, aus dem der biblische Prophet Jona wieder rausfinden musste.
Was der Pfarrkirche am Dellplatz in Sachen Erlebnisausstellung noch blühen wird, ist schwer zu sagen. Es könnte ein Parcours werden, oder ein ganzer Wald, aber verraten wird noch nichts. Im Gottesdienst herrscht Wiedersehensfreude und Enthusiasmus. „All die strahlenden Kerzen die wie eine Landebahn leuchten und die passenden Scheinwerfer! Als ich in eure fröhlichen Gesichter sah, wusste ich wieder: Dafür bin ich Priester geworden“, frohlockt Markgraf. Gesungen wird mit Maske, aber das dämpft die kräftigen Stimmen kaum.
„Wir wollen kein Oberhausen 2.0 aufziehen“
Unter elf in Frage kommende Kirchen hat das Tabgha-Team die Pfarrkirche als neues geistliches Zuhause ausgewählt. Pfarrer Christian Schulte heißt alle herzlich willkommen. Er hat eine Slackline als Geschenk mitgebracht, ein erster Vorgeschmack auf künftige Kletterfreuden der Himmelsstürmer. Die Kletteranlage wird 80.000 Euro kosten. Da muss die junge Gemeinde noch fleißig sammeln. Alle Wünsche kann das Bistum der Jugendgemeinde nicht erfüllen. „Jugendpastoraler Handlungsort der Jugend im Bistum Essen“ heißt Tabgha auf kirchlichem Verwaltungsdeutsch. Krasse Herde trifft es vielleicht eher. Die werden sammeln und ihr Kletterparadies Stück für Stück selber realisieren.
„Wir wollen hier nicht Oberhausen 2.0 aufziehen, sondern gucken was Duisburg und der Standort hier braucht und unsere Angebote danach ausrichten, sagt der Jugendpastor. Er hat nach dem Gottesdienst einen Dornbusch unter dem Arm. Also keinen brennenden. Einen der später Brombeeren trägt. Den hat ihm ein kürzlich getrautes Paar mitgebracht. „Ich liebe Brombeeren, den pflanze ich in den Pfarrgarten“, freut er sich. Er wohnt im Schatten der Josephkirche wo früher der Stadtdechant Bernhard Lücking gewohnt hat. Der teilte sich den Platz mit der Familie seiner Haushälterin. Markgraf teilt ihn mit einer WG aus drei jungen Frauen, von denen eine die nächste Jugendgemeindepraktikantin im Freien Sozialen Jahr sein wird. Auf alle Fälle weht am Dellplatz ein frischer Wind um die Brombeersträucher.
>>Eröffnungsfeier musste im Februar verschoben werden
Die Eröffnungsfeier der Jugendkirche musste im Februar coronabedingt verschoben werden. Das Team setzte deshalb zunächst auch auf digitale Angebote und Videostreams von den Gottesdiensten.
Nach über 20 Jahren in Oberhausen zog Tabgha von der Fichtenstraße in Oberhausen-Buschhausen ins Duisburger Dellviertel.
(aus: waz.de, 24.08.21)