Stadtdechant Bernhard Lücking verlässt Duisburg

Nach zehn Jahren als Duisburger Stadtdechant verabschiedet sich Pfr. Bernhard Lücking am Sonntag in den Ruhestand. Porträts der Rheinischen Post und der WAZ.


Stadtdechant verlässt Duisburg

Stadtdechant Bernhard Lücking
Stadtdechant Bernhard Lücking

Zehn Jahre lang war Pfarrer Bernhard Lücking Repräsentant der katholischen Kirche in Duisburg. Am Sonntag wird der 70-Jährige in der Kirche St. Joseph am Dellplatz seinen Abschiedsgottesdienst feiern.

Von Peter Klucken

Bernhard Lücking war erst wenige Monate zuvor von Gelsenkirchen nach Duisburg gekommen, als man ihn im Januar 2007 zum Duisburger Stadtdechanten ernannte; erst kommissarisch, dann offiziell. Die Zeiten damals waren besonders schwierig, da das Bistum Essen, zu dem auch die meisten katholischen Gemeinden Duisburgs gehören, den zuvor schon angekündigten „Pfarrentwicklungsprozess“ in die Tat umgesetzt hatte. Das hieß: Die bislang selbstständigen Gemeinden wurden zu Großpfarren zusammengeschlossen.

Aus vielen Pfarrern wurden Pastoren, die von den Verwaltungsaufgaben der neuen Großpfarrgemeinden entbunden waren. Für viele Katholiken, sowohl Laien als auch Priester, war diese Veränderung ein Schock. Bernhard Lücking, selber Pfarrer der Großpfarre Liebfrauen in der Innenstadt, bekam gewissermaßen zwangsläufig das Amt des Vermittlers zugeschrieben; eine Aufgabe, für die er in vieler Hinsicht wie geschaffen ist.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit, die nun zum Ende des Monats endet, sagte Lücking, dass er sich selber als Teamarbeiter versteht. Und dazu gehört, dass er mit den Vertretern der evangelischen Kirche enger zusammenarbeitet als wohl alle seine Vorgänger. Wenn Lücking am Sonntag, 26. November, 15 Uhr, in der Pfarrkirche St. Joseph am Dellplatz seinen Abschiedsgottesdienst feiert, werden gewiss auch Vertreter der evangelischen Kirche, der orthodoxen Kirche, der Jüdischen Gemeinde und wohl auch Mitglieder liberaler Moscheevereine dabei sein.

Die Umstrukturierung der katholischen Kirche ist eine Herausforderung, die noch nicht abgeschlossen ist. „Die Zeiten der Volkskirche sind vorbei“, sagt Lücking. Das Selbstverständnis der Gläubigen, auch der Priester, müsse sich wandeln. Lücking kann man als ökumenischen Vordenker bezeichnen. „Auf Dauer können wir die Herausforderungen der Zeit nicht mehr als einzige Kirche, sondern nur ökumenisch bewältigen“, sagt er. Das könne beispielsweise heißen, dass Kirchgebäude künftig von Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam genutzt werden. Vielleicht müsse man sich bald damit abfinden, dass in einigen Orten nur noch ein Pastor als Ansprechpartner für Christen zur Verfügung steht, sei er nun evangelisch oder katholisch.

An eine Aufhebung der Trennung der Kirchen in absehbarer Zeit glaubt Lücking allerdings nicht. Er sieht in den beiden großen Kirchen „die Einheit in versöhnter Verschiedenheit“. Den „Schulterschluss der Christen“ hat Lücking stets im Blick gehabt. Das prägte seine Amtszeit als Duisburger Stadtdechant. So hat er mehrfach in der evangelischen Salvatorkirche gepredigt; beim Jahresempfang 2016 der katholischen Stadtkirche lud er als Gastredner den Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, ein. In diesem Reformationsjahr widmete er den Liedern Luthers eine eigene Predigtreihe; und beim großen Reformationsgottesdienst in der Mercatorhalle stand er selbstverständlich mit auf dem Bühnenaltar, um eine Fürbitte vorzulesen - als Zeichen der Verbundenheit aller Christen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich zwischen dem katholischen Stadtdechanten und dem evangelischen Superintendenten Armin Schneider eine persönliche Freundschaft. Die beiden duzen sich schon lange; ganz menschlich. Dieses Menschliche ist stets auch ein großes Thema für Lücking. Als Priester und Katholik ist er von Papst Franziskus begeistert, weil dieser keine kirchenrechtlichen Aspekte, sondern die Barmherzigkeit zum Mittelpunkt seines Wirkens mache.

Als Stadtdechant scheute sich Lücking nicht, Stellung zu beziehen, wenn in der (Duisburger) Gesellschaft Menschlichkeit auf der Strecke zu bleiben drohte. Klipp und klar sagte Lücking beispielsweise, dass ihm die Duisburger Pegida-Demonstrationen „zutiefst zuwider“ seien. Fremdenfeindlichkeit, die Unempfindlichkeit gegenüber der Not von Geflüchteten oder die pauschale anti-islamische Propaganda hat er immer wieder angeprangert. Noch vor wenigen Tagen hat er im Rathaus als Redner zum Gedenken an die Pogromnacht eine wahrhaftige Erinnerungskultur eingefordert, die zu einer „menschlicheren, toleranteren, freiheitlicheren und demokratischeren Gesellschaft“ beitragen könne.

Gerade für die Duisburger Stadtkirche sieht Lücking eine Bereicherung durch die Zuwanderer, die oft nur als „Problem“ gesehen werden. Lücking: „Diese Zuwanderer bringen eine neue Frömmigkeit zu uns; sie zeigen uns auch, dass wir eine Weltkirche sind.“ Und im Gottesdienst zeige sich immer wieder, wie der Ritus Menschen zusammenführt, die sich allein mit den Mitteln der Sprache kaum verständigen können. Nicht zuletzt deshalb ist es für Lücking selbstverständlich, sich mit einem Gottesdienst aus dem Amt zu verabschieden.

Demnächst Pastor in Essen-Frohnhausen

Dienststelle: Ab dem 1. Dezember wird Bernhard Lücking als Pastor im besonderen Dienst in der Pfarrei St. Antonius in Essen-Frohnhausen tätig sein.

Wohnung: Seine Wohnung im Pfarrhaus am Dellplatz wird Lücking bis Anfang 2018 behalten. Dann zieht er endgültig nach Essen-Frohnhausen um.

Nachfolger Lückings Nachfolger als Pfarrer der Großpfarre Liebfrauen wird Christian Schulte.

Neuer Dechant: Der neue Stadtdechant wird vom Duisburger Katholikenrat voraussichtlich im Februar dem Ruhrbischof vorgeschlagen, dem die Ernennung dann vorbehalten ist.

(aus: rp-online.de, 22.11.17)


Pfarrer Bernhard Lücking verabschiedet sich von Duisburg

Pfarrer Bernhard Lücking (70) war elf Jahre in Duisburg tätig. Hier in der Kirche St. Joseph vor Bildern der Malerin Martina Meyer-Heil. (WAZ-Foto: Lars Heidrich)
Pfarrer Bernhard Lücking (70) war elf Jahre in Duisburg tätig. Hier in der Kirche St. Joseph vor Bildern der Malerin Martina Meyer-Heil. (WAZ-Foto: Lars Heidrich)

Der 70-jährige Stadtdechant geht in den Ruhestand. Als Pastor im besonderen Dienst wird er sich in Essen weiter engagieren.

Von Fabienne Piepiora

Im Oktober hat Stadtdechant Bernhard Lücking seinen 70. Geburtstag gefeiert. Morgen geht er in den Ruhestand. Mit einem Gottesdienst wird er am Sonntag, 15 Uhr, in St. Joseph verabschiedet. Der katholischen Kirche bleibt er allerdings erhalten. Ab Dezember arbeitet Lücking als Pastor im besonderen Dienst in der Pfarrei St. Antonius in Frohnhausen. Duisburg hat er in den vergangenen elf Jahren schätzen gelernt. Gleichwohl musste er auch schwierige Aufgaben wie den Pfarrei-Entwicklungsprozess stemmen.

„Duisburg ist eine attraktive und geschichtsträchtige Stadt, die durchaus stolz auf sich sein könnte“, macht Lücking Mut. Besonders gefallen hat ihm der gute Kontakt zu den anderen Konfessionen und Gemeinden. Seinen Abschied hat er extra so gelegt, dass er den Reformationsgottesdienst in der Mercatorhalle noch besuchen konnte. Und auch die Zusammenarbeit mit den internationalen Gemeinden oder der Stadt sei gut. „Ich hatte erfüllte Jahre und Freude an meiner Arbeit“, erklärt er.

Seine erste Pfarrstelle hatte er in Gelsenkirchen-Buer

Lücking wuchs in Gelsenkirchen auf und empfing im Februar 1973 die Priesterweihe. Er stammt aus einer gläubigen Zahnarztfamilie, wollte aber nie die Praxis übernehmen. Stattdessen engagiert er sich als Jugendlicher als Messdiener. Zunächst war er als Kaplan in Essen und Gladbeck tätig, 1986 wurde er zum Pfarrer ernannt. Bis 2006 wirkte er in Buer, war dort auch als Dechant tätig und wechselte dann nach Duisburg zu Liebfrauen. Das Amt des Stadtdechanten hat er erst kommissarisch übernommen, später wurde ihm die Aufgabe regulär übertragen. In den vergangenen Jahren mussten die Gemeinden immer wieder überlegen, wie sie sich für ihre künftige Arbeit aufstellen wollen. Gotteshäuser wurden geschlossen, Zuständigkeiten neu geordnet. „Das war an einigen Stellen mit Schmerz und Trauer verbunden, aber wichtig ist, dass Kirche offen für alle bleibt“, betont Lücking. Aus diesem Grund hat er in Hochfeld das Sozialzentrum gegründet.

Er sieht Liebfrauen auf einem guten Weg und den Zeitpunkt für einen Abschied gut gewählt. Dabei hat er sich bewusst für einen Wechsel nach Essen entschieden, um seinem Nachfolger einen Neuanfang zu ermöglichen. „Ich werde sehen, welche Aufgaben ich in Zukunft in Essen übernehmen werde. Ich werde seelsorgerisch tätig sein, aber keine Verantwortung mehr tragen.“

Kirche muss sich öffnen

Vielleicht müsse sich Kirche in Zukunft mehr öffnen und auch verheirateten Menschen zugängig sein. „Allerdings – welche Frau hätte diesen Job all die Jahre mitgemacht?“, fragt Lücking. Er glaubt: Eben weil er zölibatär lebte, hatte er die Zeit und den Zugang zu so unterschiedlichen Menschen. Außerdem habe er eine Zeit lang als Eherichter mit anderen beurteilt, ob eine kirchlich geschlossene Ehe ungültig sei. Dies spielt eine Rolle, wenn die Partner zum Beispiel wieder neu heiraten wollen – oder wenn jemand im Dienst der Kirche steht. Da habe er Einblicke erhalten...

Am Sonntag können sich Weggefährten von ihm verabschieden. Lücking: „Ich gehe mit einem guten Gefühl.“

(aus: waz.de, 24.11.17)


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