Die sechs Schulmaterialkammern der Caritas ziehen Bilanz: Für das neue Schuljahr haben sie 2768 Kinder ausgerüstet, 16 Prozent mehr als 2015. Ein Bericht der WAZ.
Schulmaterial für 2768 Duisburger Kinder
Die sechs Schulmaterialkammern der Caritas ziehen Bilanz: Für das neue Schuljahr haben sie 2768 Kinder ausgerüstet, 16 Prozent mehr als 2015.
Quizfrage: Was ist ein Eckspanner? Und wie heißt „ein Heft, DIN A 4, rautiert mit Rand“ auf Arabisch? Beide Artikel stehen auf der Liste, die Eltern für den Schulstart ihrer Kinder bekommen. Nicht nur für deutsche Familien mit wenig Geld, sondern auch für Zuwanderer ohne Deutsch-Kenntnisse sind deshalb die sechs Schulmaterialkammern der Caritas im Stadtgebiet eine wichtige Anlaufstelle. Für 2768 Kinder, Jugendliche und Studenten haben sie in diesem Jahr Hefte, Stifte und Farbkästen bereitgestellt, damit wurden 400 Familien mehr als im vergangenen Jahr versorgt mit Schulmaterial im Wert von 66.500 Euro.
Sparkasse unterstützt die Kammer jährlich mit 15.000 Euro
Diese Zahlen nannten Caritas-Direktor Ulrich Fuest, Klaus Peter Bongard von der Gemeindecaritas und Schwester Martina Paul vom Hochfelder Sozialzentrum St. Peter am Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanz. „Unser Danke gilt allen Spendern, aber ohne die Sparkasse könnten wir es nicht stemmen“, so Bongard mit Blick auf den im Vorjahresvergleich um 16.500 Euro gestiegenen finanziellen Aufwand, der aus Spenden finanziert wird. Mit 15.000 Euro aus den Gewinnausschüttungen trägt das städtische Geldinstitut den größten Anteil, „Wir bleiben mit der gleichen Summe dabei“, kündigte Joachim Bonn am Mittwoch an.
Mit den Themen Soziales und Bildung starteten die Schulmaterialkammern, „jetzt kommt Integration hinzu“, konstatierte der Sparkassen-Vorstand. Erstmals engagierten sich neben den 89 Ehrenamtlichen der Caritas auch Geflüchtete in der Hochfelder Kammer. Wichtig besonders in diesem Stadtteil mit sehr vielen Zuwanderern. Flüchtlinge profitieren von der Kammer und engagieren sich als Dolmetscher.
„Dass wir Sie als Dolmetscher hatten, war eine große Hilfe“, lobt Schwester Martina den Einsatz von Saaed, der als Praktikant mit anpackt und arabisch-deutsch übersetzt. „Ich möchte Maschinenbau oder etwa ähnliches studieren“, hofft der junge Iraker. Arabisch und mehrere Balkan-Sprachen beherrscht Sarah – die 40-Jährige ist mit einem Syrer verheiratet, stammt aber aus dem Kosovo. „Ich will so schnell wie möglich Deutsch lernen“, begründet sie ihr Engagement für Senioren im Sozialzentrum. Als gelernte Krankenschwester könnte sie dann bald Arbeit finden.
Etwas zurückgeben wollen Marina aus Tschetschenien und Chantal aus dem Kongo. „Als ich zum ersten Mal die Liste von der Schule bekam, habe ich nichts verstanden. Am Ende musste ich im Kaufhaus 60 Euro bezahlen“, erinnert sich die Afrikanerin, die Lingala und Französisch übersetzt. „Unsere drei Kinder, die brauchen nicht nur Hefte, sondern auch Schuhe und Kleidung“, beschreibt Marina die Entlastung für den schmalen Familienetat.
Kostenlos sind die Utensilien auch in den Kammern nicht. „Jeder zahlt zwischen drei und fünf Euro“, erklärt Klaus Peter Bongardt. Der Bezug von AlgII, Wohngeld oder Kinderzuschlag berechtigen zum Besuch der Kammern. „Unsere Ehrenamtlichen haben einen guten Blick“, sagt Bongard. „Wann gibt’s Hefte von Schwester Martina“, frage ihre Tochter, berichtet Chantal. „Klar“, lacht die Leiterin des Sozialzentrums, „mein Name ist einfacher als Schulmaterialkammer.“
Zum Schulstart eine Woche lang durchgehend geöffnet
Um 16 Prozent stieg in diesem Jahr die Zahl der versorgten Kinder, um 33 Prozent der Aufwand für das Material. Firmen und Vereine spendeten ebenso wie Bürger ihre Erlöse von privaten Feiern.
Die sechs Kammern öffnen eine Woche lang durchgehend zum Start des Schuljahres, dann noch einmal in jedem Monat. Einige Schulen reichen Listen ein und werden direkt versorgt.
(aus: derwesten.de, 29.09.16)