Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zeichnet Nikolaus Schneider und Vertreter des Sozialzentrums St. Peter mit dem Heinrich-Brauns-Preis aus. Berichte der Duisburger Lokalpresse.
Nikolaus Schneider bekommt Heinrich-Brauns-Preis in Duisburg
Von Sabine-Merkelt-Rahm
Aus den Händen des Ruhrbischofs Franz-Josef Overbeck haben auf der Mülheimer Wolfsburg der evangelische Kirchenmann Nikolaus Schneider und zwei Vertreter des Sozialzentrums St. Peter in Hochfeld den Heinrich-Brauns-Preis entgegengenommen. Die vom ersten Essener Bischof Franz Hengsbach 1978 für „besondere Verdienste um die katholische Soziallehre und die christlich-soziale Bewegung“ gestiftete Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.
„Wenn Kirche wirklich sozial handelt, ist sie glaubwürdig, wie die hohen Akzeptanzzahlen von Caritas und Diakonie in der Gesellschaft zeigen“, sagte Bischof Overbeck. Er würdigte den ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden und Präses der Rheinischen Landeskirche Nikolaus Schneider als „einen leidenschaftlichen Streiter für soziale Gerechtigkeit, der in ökumenischer Zusammenarbeit stets zur Glaubwürdigkeit des Christentum in der Öffentlichkeit beigetragen“ habe. Die Ordensfrau Martina Paul und Klaus Peter Bongardt stünden für konkretes Engagement vor Ort in einem sozialen Brennpunkt, stellte Overbeck fest, und lobte den Beitrag des 2013 in der umgebauten Kirche St. Peter eröffneten Sozialzentrums zum Zusammenleben aller Hochfelder.
„Ich ziehe den Hut vor Ihrer Arbeit“, sagte Schneider seinen Mitpreisträgern. Und erkundigte sich bei den 160 Gästen der Preisverleihung: „Wird in Hochfeld eigentlich noch Draht gewalzt?“ „Nein, nur noch in Ruhrort“, bekam er zur Antwort. Unter den Gästen war auch Peter Gasse, der Arbeitsdirektor der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM). Schneider, der zurzeit des Arbeitskampfes der Stahlarbeiter 1987 Pfarrer in Rheinhausen war, ist in Huckingen geboren und aufgewachsen. Sein Vater hat bei Mannesmann am Hochofen gearbeitet. „Der Preis geht heute zwei Mal nach Duisburg“, sagte Schneider, „da merkt man, wo man hingehört.“
„Ich wäre jetzt lieber auf dem Fußballplatz, weil man dort einen Pokal sofort an die ganze Mannschaft weiterreichen kann, das holen wir gleich nach“, mit dem Bekenntnis sorgte Schwester Martina Paul für spontanen Applaus. „Im Sozialzentrum verbinden sich die Menschen, um zu erreichen, was sie brauchen“, fügte Bongardt hinzu, „wir sind dabei nicht die Experten, aber wir machen ihnen das immer noch große Netzwerk der katholischen Kirche zugänglich.“ In seiner Laudatio bat Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken die Preisträger, „weiterhin leidenschaftliche Anwälte und Botschafter des christlichen Menschenbildes zu sein, das die unantastbare Würde jedes Einzelnen in den Mittelpunkt stellt“.
(aus: derwesten.de, 24.05.15)
Katholischer Preis für ehemaligen Präses
Von Winfried Dollhausen
Mit dem Heinrich-Brauns-Preis hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck den früheren Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider, sowie - stellvertretend für das Sozialzentrum St. Peter in Duisburg-Hochfeld - Schwester Martina Paul und Klaus Peter Bongardt ausgezeichnet.
Dieser vom ersten Bischof von Essen, Franz Hengsbach, gestiftete und mit insgesamt 10 000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise um die Katholische Soziallehre und die christlich-soziale Bewegung verdient gemacht haben. Im Festakt in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ würdigte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, in seiner Laudatio Nikolaus Schneider als einen Mann, für den Christliche Soziallehre immer „Ausdruck des Kerns des christlichen Glaubens“ sei. „Gottesliebe ohne Nächstenliebe, Gottesdienst ohne Zuwendung zum Menschen, ist im christlichen Verständnis kaum möglich. Das ist auch eine der Lebensbotschaften des Seelsorgers Nikolaus Schneider“, sagte Glück.
Für den Dienst am Nächsten sei es elementar, dass er absichtslos getan werde, „nicht um der Kirche und der Kirchenstatistik willen“. Es gehe um den christlichen Dienst um des Menschen willen. „Dafür steht als Mensch und viele Jahre in Ämtern und Aufgaben mit besonderer Verantwortung als Gemeinde- und Diakoniepfarrer in Duisburg, als Superintendent, Präses und als EKD-Ratsvorsitzender auch Nikolaus Schneider“, sagte Alois Glück.
In anderer Ausprägung stehe das Sozialzentrum St. Peter in Hochfeld, einem Stadtteil, in dem Menschen aus 91 Nationen leben, für die „hörende und dienende Kirche, für die Einheit von Gottesliebe und Nächstenliebe“. Dort werde Kirche in einer ganz neuen Form als Glaubensgemeinschaft erlebt und erfahrbar. Das vorbildliche Engagement und die aufopferungsvolle Arbeit in einem Stadtteil, der von einer Vielfalt der Kulturen und Religionen gekennzeichnet sei, „ist das Glaubwürdigste, was wir als Christen für unseren Glauben vermitteln können“, unterstrich der ZdK-Präsident. Beide Ehrungen der diesjährigen Preisträger dokumentierten die Spannbreite christlicher Sozialethik und sozialen Engagements. Dazu gehörten „die materiellen und geistigen Werke der Barmherzigkeit, der konkreten Lebenshilfe, der Achtsamkeit, der Zuwendung ebenso wie der Einsatz für die gerechte Ordnung, für Gerechtigkeit und Solidarität“, sagte Glück.
Die Christliche Soziallehre sei kein „Reparaturbetrieb“, sondern für Christen das „ethische und fachliche Fundament“ sowie Orientierung für Gestaltungsaufgaben in der Gesellschaft und in der politischen Verantwortung. „Wir wollen nicht nörgelnde, besserwisserische Beobachter und Kritiker auf dem gepolsterten moralischen Hochsitz sein. Wir wollen aus christlichem Geist die Zeichen der Zeit aufnehmen und diese als Handlungs- und Gestaltungsauftrag begreifen“, betonte Glück.
In diesem Sinne habe Nikolaus Schneider nie gescheut, sich einzumischen, auch wenn es Ärger und Konflikte gebracht habe. Legendär sei sein Einsatz für die Duisburger Arbeiter im Strukturwandel der Stahlindustrie gewesen. Immer wieder habe Schneider in vielen öffentlichen Stellungnahmen zu sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie zu politischen Entscheidungen Position bezogen. „Dabei haben Sie auch immer wieder Gehör und Aufmerksamkeit gefunden, weil Sie stets engagiert zur Sache Stellung genommen haben, aber nie fanatisch oder besserwisserisch“, sagte Alois Glück.
Dass Kirche glaubwürdig ist, wenn sie sozial handelt, hatte Bischof Overbeck in seiner Begrüßung unterstrichen. „Die Relevanz des Glaubens wird deutlich in der öffentlichen Resonanz auf das kirchliche Handeln“, sagte er. Das kirchliche Bemühen um gesellschaftliche Wirkung werde in dem Maße glaubwürdig, „wie es nicht um eigene institutionelle Vorteile der Kirche und ihren Machtanspruch geht, sondern um die ganz konkreten Sorgen und Nöte der Menschen in ihren Ausgrenzungen und Begrenzungen, ob sie Katholiken sind oder nicht“, sagte Overbeck.
„Ich bin geehrt, bewegt und danke Ihnen von Herzen“, sagte Nikolaus Schneider. Er sprach die Überzeugung aus, dass beide Kirchen mehr verbinde als trenne. Das gelte sowohl für dogmatische als auch für ethische Fragen. Aufgabe der Christen sei es, eine Ökumene zu praktizieren, „die sich allein an Christus orientiert“. Abschließend fügte Schneider schmunzelnd hinzu: „Der Preis geht eigentlich zweimal nach Duisburg, nach Huckingen, wo ich aufgewachsen bin, und nach Hochfeld.“
(aus: rp-online.de, 23.05.15)