Die Kirche St. Peter wurde zu einem Sozialzentrum umgebaut, das nun vom Bistum Essen mit dem Heinrich-Brauns-Preis ausgezeichnet wird. Ein Bericht der WAZ.
Hoffnung und Hilfe in der alten Kirche
Von Zlatan Alihodzic
Mitten hinein in die ehemalige Kirche St. Peter in Hochfeld wurde ein Raum gebaut, eine voll ausgestattete Küche darin aufgestellt. Wo früher die Orgelbühne war, sind heute zwei Gruppenräume. Hinter einer geschwungenen Wand befindet sich der Kindertreff. Schwester Martina Paul führt durch diese neuen Räumlichkeiten, schwelgt aber nicht lange in Erinnerungen, sondern freut sich darüber, was aus der Kirche geworden ist: ein wichtiges Sozialzentrum für den Stadtteil, in dem Menschen Hilfe finden. Die Arbeit in St. Peter wird nun auf besondere Weise geehrt: Die Pfarrei Liebfrauen und der Caritasverband erhalten für das Gemeinschaftsprojekt den Heinrich-Brauns-Preis des Bistums Essen.
Bis zur Zusammenlegung der Pfarreien gab es im Stadtteil drei Gemeinden, der letzte Gottesdienst in St. Peter wurde im Jahr 2006 gefeiert. Schon damals gab es im sozialen Bereich viele Aktivitäten, die hier angeboten wurden. „Irgendetwas Soziales“, sollte deshalb auch weiterhin in St. Peter stattfinden, erinnert sich Klaus-Peter Bongardt von der Caritas an die ersten schwammigen Pläne nach der Kirchenschließung. Doch daraus wurden bald ganz konkrete Projekte.
Nachdem zum Beispiel die Orgel von St. Peter nach Wuppertal umgezogen war, die Bänke in einer Kirche in Polen eine neue Nutzung fanden, konnte mit dem Umbau in Hochfeld begonnen werden. „Die Tische, die Küche, die Bücherei und so weiter sind durch Spenden der kleinen Leute hier aus Duisburg zusammengekommen, von Pfarreimitgliedern“, erzählt Bongardt.
Und es sind auch die vermeintlich kleinen Leute, die sich heute für andere kleine Leute einsetzen. „Das fängt bei einer Frau an, die aus einem Asylbewerberheim mal hierher kam zu einer Beratung, sie sitzt jetzt seit sechs Monaten bei uns am Empfang“, sagt Schwester Martina. „Was Arbeit und Ansehen mit den Menschen machen, wird da so spürbar.“ Bongardt ergänzt: „Die Leute sollen nicht nur Betroffene sein, sondern auch mitmachen.“ Sie übernehmen zum Beispiel den Nähkurs oder engagieren sich in der Kinderbetreuung – denn gerade sie wissen am besten, was die Menschen im Stadtteil brauchen. „Aktionen nützen nichts, wenn sie nicht von den Leuten selbst kommen“, sagt Bongardt. „Deshalb habe ich auch jeden hier zu dem Preis beglückwünscht“, sagt Schwester Martina. „Denn es ist nicht unser Preis. Wir haben hier ein Zuhause mit den unterschiedlichsten Nationen und Religionen. Schön, dass Kirche so etwas gemacht hat.“
(aus: derwesten.de, 06.01.15)