Am 15. September 1912 wurde die Kirche St. Gabriel durch den Münsteraner Weihbischof Everhard Illigens konsekriert. Am vergangenen Samstag feierte die Gemeinde das Jubiläum. Ein Bericht der WAZ.
Krönung eines besonderen Jahres
Von Henrik Veldhoen
Als die Kirchenglocken um Punkt 17 Uhr am Samstag zu läuten beginnen, hat sich die Gemeinde St. Gabriel bereits versammelt. Andächtig streifen sie durch ihre Kirche, unterhalten sich gedämpft, nehmen Platz auf den hölzernen Bänken. Der Höhepunkt der 100-Jahr-Feier der Gemeinde steht bevor – und den will niemand versäumen: Die Messe mit dem Ehrengast, Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen.
Alter Pastor auf Besuch
Es ist die vorläufige Krönung eines besonderen Jahres für St. Gabriel. Schon eine Stunde vor Beginn der Messe finden sich die ersten Gemeindemitglieder ein. Im Innern der Kirche gehen die Mitglieder des Kirchenvorstands ein letztes Mal den Ablauf der Messe durch. Der Kirchenmusiker der Pfarrei Liebfrauen, zu der St. Gabriel gehört, schart seinen Chor um sich, der seit Monaten für diesen Tag probt. Und vor dem Gotteshaus unterhalten sich die Gemeindemitglieder vorfreudig.
„Herr Pastor, Sie auch hier, das ist ja toll“, begrüßt ein älterer Herr Manfred Pötschick überschwänglich. Dabei ist Pötschick heute nur Gast – doch der Pastor im Ruhestand war 28 Jahre lang in der Gemeinde und genießt bis heute einen guten Ruf. „Es war eine sehr bereichernde Zeit, die ich hier verbringen durfte“, erklärt Pötschick.
Dies habe vor allem an den engagierten Ehrenamtlern gelegen. Nadine Thedering, 32, ist so eine. Sie ist zuständig für die Messdiener. Als Jugendliche ging sie hier selbst in die Kirche, nach ihrem Studium ist die Lehrerin zurückgekehrt. „Die Arbeit mit den Jugendlichen macht sehr viel Freude.“
Nickend stimmt Ingrid Bastians zu. Die 67-Jährige gehört zu den Urgesteinen von St. Gabriel, war 20 Jahre im Gemeinderat und trifft sich nun regelmäßig mit einem großen Kreis von Frauen. „Wir bereiten Wortgottesdienste vor“, erzählt sie. Und Andrea Philipps ergänzt: „Auch wir vom Familienliturgiekreis arbeiten mit den Kindern, bringen ihnen singend, bastelnd und spielend die Bibel nahe.“
Blick in die Zukunft gerichtet
Dann läuten die Glocken, die Gemeinde nimmt Platz und unter verzückenden Orgelklängen halten die Geistlichen Einzug. Als der Weihrauchduft auch die letzten Reihen der gut besuchten Kirche umnebelt, richtet Pfarrer Bernhard Lücking das Wort an die Gemeinde: „Einige mögen es als schmerzhaft empfinden, dass St. Gabriel den 100. Geburtstag nicht als eigenständige Gemeinde feiern darf“, sagt er und spielt an auf die neue Zugehörigkeit zur Liebfrauengemeinde. „Doch das sollte man als Chance sehen, sich gegenseitig zu stärken und am Gemeindeleben teilhaben zu lassen.“
Bischof Overbeck bleibt in seiner Predigt eher blass, geht nur am Rande auf St. Gabriel im Speziellen ein. Dafür wünscht der Bischof den Kirchgängern von Herzen das Beste – auf dass sie sehen, verstehen und sich entscheiden mögen.
(aus: derwesten.de, 17.09.12)