Caritas lud zur Currywurst ins Sozialzentrum

In Hochfeld kamen am Montag Bürger und Politiker „auf `ne Currywurst“ ins Gespräch. Die Caritas hatte die Hochfelder und Politiker zum Dialog ins Sozialzentrum St. Peter an den Wurstwagen eingeladen.


Schulpolitik in Duisburg vor großen Herausforderungen

Auf Einladung der Caritas kamen in Duisburg Bürger und Politiker „auf `ne Currywurst“ ins Gespräch

Von Cordula Spangenberg

„Auf `ne Currywurst“ zum Zuhören und Diskutieren bereit: Dr. Birgit Beisheim, Bärbel Bas, Pressesprecherin Claudia Weiß, Petra Vogt, Thomas Krützberg, Oliver Alefs. (Foto: Caritas / Achim Pohl)
„Auf `ne Currywurst“ zum Zuhören und Diskutieren bereit: Dr. Birgit Beisheim, Bärbel Bas, Pressesprecherin Claudia Weiß, Petra Vogt, Thomas Krützberg, Oliver Alefs. (Foto: Caritas / Achim Pohl)

Bei Currywurst und vegetarischen Snacks hatten die Duisburger in Hochfeld einen direkten Draht zu den Politikern ihrer Stadt. Unter dem Motto „Auf `ne Currywurst mit der Caritas“ hatte der Sozialverband Bürger und Politiker ins Sozialzentrum St. Peter an den Wurstwagen eingeladen, um in lockerem Umfeld über Sorgen und Wünsche rund um das Thema „Bildung“ ins Gespräch zu kommen. Für viele Migranten ging es darum, überhaupt einen Schulplatz zu bekommen, für deutschstämmige Besucher eher um das Abitur. Bildungsdezernent Krützberg muss im kommenden Schuljahr 900 zusätzliche Schüler überwiegend aus Osteuropa unterbringen.

Bürger brachten ihre Sorgen zum Ausdruck

Bezeichnend für den Stadtteil Hochfeld ist, dass viele der Menschen, die im Erdgeschoss des Sozialzentrums auf die Lebensmittelausgabe der „Tafel“ warteten, sich zunächst nicht herauf trauten zu den Politikern und an die Currywurst-Tische. „Das liegt daran, dass viele Menschen, die zur Tafel kommen, weder mit unserer Sprache noch mit unseren Strukturen vertraut sind“, erklärte Schwester Martina Paul, Leiterin des Sozialzentrums St. Peter, und lud die Besucher der Tafel deshalb einzeln ein, sich die ungewohnte Veranstaltung zu Themen der NRW-Landtagswahl aus der Nähe anzusehen. Etliche ließen sich anlocken, und einige Mutige nutzten sogar die Gelegenheit, den Politikern von ihrer persönlichen Misere zu berichten.

Zum Beispiel die 16-jährige Elena Andonova: Im Dezember ist sie mit ihrer Familie aus Mazedonien nach Deutschland eingereist und wartet - wie sie auf Englisch berichtete - ebenso wie ihre achtjährige Schwester noch auf die Zuteilung eines Schulplatzes. Bis die beiden in der Schule untergebracht sein werden, geht Elena einmal wöchentlich zum Deutschkurs ins Sozialzentrum St. Peter.

Cesare Kadarar (34) aus Rumänien ist da schon einige Schritte weiter. Seit 2008 ist die Familie in Deutschland. Die zehnjährigen Zwillinge gehen allerdings erst in die zweite, die sechsjährige Schwester in die erste Grundschulklasse, der vierjährige Bruder wartet auf einen Kita-Platz. Kadarar sagte, er sei zufrieden: Er arbeite auf dem Bau, die Kinder lernten gut, die Wohnung sei in Ordnung, es fehlten nur Möbel. Zur Currywurst der Caritas ließ er sich gern einladen: Ein Mittagessen für die ganze Familie.

Problem: Unterricht im Provisorium

Die anwesenden Duisburger Politiker nahmen sich ausgiebig Zeit zum Reden und Zuhören: Bärbel Bas, SPD-Bundestagsabgeordnete, sowie Dr. Birgit Beisheim von den Grünen, FDP-Politiker Oliver Alefs und Petra Vogt (CDU), die derzeit alle für den Landtag kandidieren. Die drängendsten Fragen musste jedoch der Duisburger Bildungsdezernent Thomas Krützberg beantworten. Im kommenden Schuljahr muss er für 450 Grundschüler plus 450 Sekundarschüler neue Schulplätze schaffen. Die meisten der Unterzubringenden stammen aus Südosteuropa. Im Moment sieht Krützberg keine andere Übergangslösung, als Container als Klassenraum-Ersatz aufzustellen. Auch Lehrer zu finden sei nicht einfach. Bei der jüngsten Stellenausschreibung seien von 182 Stellen fast 100 unbesetzt geblieben. „Duisburg hat keinen guten Ruf“, weiß Krützberg, setzt aber dagegen: „Wenn Referendare erst einmal den Duisburger Norden kennengelernt haben, bleiben sie meist auch als Lehrer dort.“ Als Unterstützung für die Lehrer wünscht sich der Bildungsdezernent an den Grundschulen multiprofessionelle Teams aus Sozialarbeitern, Erziehern, Kinderpflegern und Erlebnispädagogen, zeitweise ergänzt durch bulgarisch- oder rumänischsprachige Übersetzer. An drei Schulen in Marxloh werde dieses Projekt soeben erprobt.

Für die meisten Anwohner des Sozialzentrums in Hochfeld geht es darum, überhaupt einen Schulabschluss für ihre Kinder zu erreichen. Andere, vorwiegend deutschstämmige Besucher des Currywurst-Wagens der Caritas fragten dagegen immer wieder nach den Wegen zum Abitur. Konträr dazu die Meinungen von Grünen und FDP: Während Birgit Beisheim von den Grünen befürchtet, die Wahlfreiheit der Eltern zwischen dem acht- und neunjährigen Abitur befördere die Elitenbildung und eine Spaltung der Gesellschaft durch Schulformen, setzt Oliver Alefs (FDP) darauf: „Die Schulen sollen das selbst entscheiden, und die Eltern entscheiden dann über ihre Schulwahl.“ Denn für unterschiedliche Begabungen müsse es unterschiedliche Schulformen geben.

Als die Currywurst zur Neige ging und der Platz sich leerte, zeigte Claudia Weiß, Pressesprecherin der Caritas Duisburg, sich zufrieden: „Ich freue mich, dass wir mit dieser Aktion das hiesige Publikum ansprechen konnten zum Essen und auch zum Mitdiskutieren, sofern die Sprachkenntnisse reichten.“

Vier weitere Termine „auf `ne Currywurst mit der Caritas“

Mit im Boot und "scharf auf Ihre Meinung" sind die Caritasverbände in fünf Städten des Ruhrbistums, die jeweils in die Rolle des Gastgebers schlüpfen. Am 4. Mai geht es in Bochum um das Thema Frauen, am 5. Mai in Lüdenscheid um Wohnungslosigkeit. Am 9. Mai folgt Mülheim mit dem Thema Flüchtlinge, der 10. Mai ist in Gelsenkirchen reserviert für Fragen rund um die Langzeitarbeitslosigkeit. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.caritas-currywurst.de.

(aus: bistum-essen.de, 05.04.17)


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