#liebegewinnt - Segensfeier für Liebende

Ca. 70 Teilnehmer haben sich am Montag bei der Online-Segensfeier für Liebende eingeloggt, zu der vier Duisburger Pfarreien via Zoom eingeladen hatte. Ein Bericht der WAZ.


Aktion: Katholische Stadtkirche segnet Duisburger Liebende

Die katholische Kirche in Duisburg zeigt (Regenbogen-)Flagge. (WAZ-Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services)
Die katholische Kirche in Duisburg zeigt (Regenbogen-)Flagge. (WAZ-Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services)

Der Vatikan hat die Segnung homosexueller Paare verboten. Dem setzen Katholiken aus Duisburg etwas entgegen – Motto: Liebe gewinnt.

Von Fabienne Piepiora


Im März hat der Vatikan die Segnung von homosexuellen Paaren untersagt. Deutsche Würdenträger und Laien reagierten meist fassungslos. Der Duisburger Jörg Schuhmacher, seit 1977 mit seiner Frau Monika verheiratet, war sogar kurz davor, aus der katholischen Kirche auszutreten – so tief fühlte er sich in seinem Glauben erschüttert. Dieser Weg ist ihm erspart geblieben. Engagierte Seelsorgerinnen und Seelsorger der vier katholischen Duisburger Gemeinden, die zum Bistum Essen gehören, feierten am Montagabend eine Online-Segensfeier. Diese schloss Homosexuelle mit ein, aber auch ausdrücklich alle anderen, die sich ihrer Liebe versichern wollten. Mit ihrer Idee rannten die Macher offene Türen ein.

 Eva Wieczorek-Traut, Christa Scholten-Herbst und Ingrid Jungsbluth (v.l) haben mit zahlreichen anderen Seelsorgern und Seelsorgerinnen die Online-Segensfeier organisiert.  (WAZ-Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services)
Eva Wieczorek-Traut, Christa Scholten-Herbst und Ingrid Jungsbluth (v.l) haben mit zahlreichen anderen Seelsorgern und Seelsorgerinnen die Online-Segensfeier organisiert. (WAZ-Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services)


Regenbogenflagge vor der Duisburger Karmelkirche gehisst

„Macht den Mund auf und hängt die Fahnen raus“, fordert Peter Brings von der Band „Brings“ in einem eigens für die katholischen Gläubigen gedrehten Video auf, das während des Gottesdienstes gezeigt wird. „Das war so ein Gänsehautmoment“, gesteht Eva Wieczorek-Traut, Referentin des Stadtdechanten und zuständig für die Pressearbeit der Duisburger Stadtkirche. Vor der Karmelkirche haben sie nun eine Regenbogenflagge gehisst, in St. Judas Thaddäus soll die Fahne am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie hoch gezogen werden.

Schnell hatte Eva Wieczorek-Traut Mitstreiter in sämtlichen Gemeinden gefunden, die sie bei der Planung der Segensfeier unterstützen. Sie selbst lebt in zweiter Ehe, hat ihren Namen kürzlich von Wieczorek-Auer in Wieczorek-Traut geändert: „Es haben sich alle mit mir gefreut.“

 Die Hochzeitskerze von Christa Scholten-Herbst zierte schon vor 22 Jahren ein Regenbogen.  (WAZ-Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services)
Die Hochzeitskerze von Christa Scholten-Herbst zierte schon vor 22 Jahren ein Regenbogen. (WAZ-Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services)

Zu den Mit-Organisatorinnen gehört auch Christa Scholten-Herbst, die ihrem Mann am 13. November 1999 das Ja-Wort gab. Schon damals suchte sie sich den Regenbogen als Symbol für ihre Hochzeitskerze aus. „Der Regenbogen gehört zum Himmel. Weißes Licht wird in bunte Farben gebrochen. So bunt wie die Liebe“, erklärt sie und glaubt, dass die katholische Kirche vor Ort näher an den Menschen sei als Rom. „Bei der Entscheidung handelt es sich um ein Responsum, also eine Antwort. Aber, wer hat denn die Frage gestellt? Es gibt so wichtige Themen, Armut oder Corona, zu denen sich der Vatikan mal äußern könnte“, schlägt Pastoralreferentin Ingrid Jungsbluth vor. Über Liebe und wer Gottes Segen erhält, sollte aus ihrer Sicht jedenfalls nicht diskutiert werden. Oder wie Jörg Schuhmacher es formuliert: „Wir segnen Autos und Tiere, aber keine Männer und Frauen, die sich lieben?“


Duisburger ist seit dreieinhalb Jahren mit seinem Mann verheiratet

Wie viele Duisburger Katholiken schwul oder lesbisch sind, lässt sich nur schätzen. Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung gleichgeschlechtlich lieben. Einer von ihnen ist Florian. Der 32-Jährige sitzt am Montagabend mit seinem Mann vor dem Rechner und lässt sich anschließend segnen. Vor dreieinhalb Jahren haben die beiden geheiratet, kurz nachdem der Gesetzgeber die Ehe für Alle rechtlich ermöglichte. Florian hat sich früher aktiv in der Kirche engagiert, seinen Gatten lernte er bereits vor elf Jahren kennen. „In meinem Umfeld sind alle positiv damit umgegangen.“ Ein befreundeter Pastor sprach den beiden sogar zur Hochzeit den Segen aus, obwohl das eigentlich verboten war. Nun sind sie glücklich, dass sie erneut den Segen erhalten haben.

„Wir wollen nichts verschämt machen, sondern ausdrücklich alle mit einschließen“, sagt Ingrid Jungsbluth. Als sie in ihrer Gemeinde von dem Vorhaben erzählte, waren einige Alleinstehende oder Geschiedene ganz traurig. Dabei brauchen gerade die vielleicht Gottes Liebe besonders dringend. „Oder auch die Paare, die schon Jahre zusammen sind, aber die im Pandemie-Jahr zwischen Homeschooling und Homeoffice kaum Zeit für den Partner hatten“, beschreibt Ingrid Jungsbluth.

In separaten virtuellen Räumen erteilen sie und andere allen, die wollen, den Segen. Der allein wird vielleicht nicht immer reichen. „Manchmal fliegen auch die Fetzen oder jeder geht seiner Wege. Aber man muss miteinander reden“, findet Jörg Schuhmacher. Seine Frau Monika ist sich jedenfalls sicher: „Ich würde auch heute wieder Ja zu ihm sagen.“


>>Positive Resonanz: Mehr als 70 Teilnehmer

Die katholischen Gemeinden, die linksrheinisch liegen, sowie Walsum gehören zum Bistum Münster. Im Duisburger Westen hat, parallel zu dem Online-Angebot, ein Präsenz-Gottesdienst stattgefunden. Dieser war wegen Corona von Februar auf den Aktionstag verschoben worden.

„Die Resonanz ist durchweg positiv. Es haben sich mehr als 70 Personen eingeloggt“, freut sich Eva Wieczorek-Traut, dass ihre Idee so gut ankam. „Trotz Online-Format ist der Funke übergesprungen.“ Es sei von einzelnen Teilnehmer sogar gefragt worden, ob man die Segensfeier künftig wiederholen könne. Eines habe der Vatikan mit seinem Verbot jedenfalls nicht geschafft - das über das Thema nicht mehr gesprochen wird.

(Quelle: waz.de, 11.05.21)


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